Wunsch und Wohnbedürfnis – Der Unterschied

Vergangene Woche, bei meinem Vortrag der Sommerakademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ging ich zu Beginn darauf ein, was der Unterschied zwischen Wunsch und Wohnbedürfnis ist.

Danach folgten einige Aha-Effekte der Zuhörer, da ihnen das bisher noch gar nicht so klar war.

Deswegen hier nochmals in meiner Zusammenfassung:

Was ist ein Wunsch?

Ein Wunsch ist etwas, was sich mit der Zeit auch ändern kann. Ein Wunsch kommt oftmals aus der Situation heraus oder weil man so etwas erlebt und gesehen hat und einfach „haben“ möchte.

Bauherrenwünsche

Wenn ich z. B. meine Bauherren frage was sie sich für ihr neues Zuhause „wünschen“, dann bekomme ich oft solche Antworten:

  • Eine offene Küche
  • Eine Wellnessbadewanne
  • Einen Kaminofen
  • Ein großer Garten
  • Ein Pool im Garten
  • Eine Garage für x-Autos
  • Ein Haus auf dem Land oder mitten in der Stadt
  • usw….

Das sind alles wunderbare Wünsche, die JETZT da sind. Es kann jedoch auch gut sein, dass diese in 5 Jahren ganz anders gesehen werden, wenn auf einmal andere „Wünsche“ vorrangig sind, da sich das Leben oder die Lebensumstände verändert haben.

Dann wird z.B. aus dem Wunsch nach einer Wellnessbadewanne eine geräumige bodenebene Dusche…

…. aus dem großen Garten eine Dachterrasse…

… und aus der Garage für X-Autos, die Nähe zur nächsten U-Bahn wichtiger.

Zusammengefasst: Wünsche können sich ständig verändern!

Ein schönes Beispiel ist der Wunsch nach einem Kaminofen.

Welches Bedürfnis steckt dahinter? Auf alle Fälle das Bedürfnis nach Wärme.

Wie kann ich dieses Bedürfnis noch stillen?

Eine wärmende Raumgestaltung, mit weichen Materialien und Farben, eine gut funktionierende Heizung bzw. ein gut gedämmtes Haus.

Warmes Licht, einer Tasse Tee, eine Decke, ein weicher Wollpullover…. all diese Möglichkeiten habe ich, um mein Bedürfnis nach Wärme zu stillen.

Jetzt zu den Bedürfnissen:

Hinter jedem Wunsch steckt ein Bedürfnis.

In der Wohnpsychologie unterscheiden wir 6 Wohnbedürfnisse, welche alle in uns vorhanden sind. Auch diese können sich in der Ausprägung je nach Lebensumständen in der Gewichtung verändern, vorhanden sind sie jedoch immer.

Hier geht es auch noch zu einem ausführlichen Blogbeitrag von mir

Das Bedürfnis nach SICHERHEIT

Ein grundlegendes Bedürfnis, welches wir mit dem Wohnen und unserer Wohnung verbinden. Dies ist ein Ort, an dem wir unser „Zuhause“ haben. Ein Ort an dem wir uns geschützt fühlen und der uns eine Basis für unser Leben und unseren Alltag gibt. War dies früher die Höhle, die uns vor wilden Tieren und Regen geschützt hat, so ist die Wohnung heute der Ort an dem unser Hab und Gut und unsere Privatheit in Sicherheit ist.

Ein paar Beispiele:

Wenn also jemand davon spricht, dass er sich wünscht sein Schlafzimmer im Obergeschoss zu haben, da ihm das Erdgeschoss zu „unsicher“ ist, ist sein Bedürfnis nach Schutz ausgeprägt vorhanden. Es gibt auch viele Kunden, welche liebend gerne eine Dachwohnung möchten, da sie sich hier so „beschützt“ fühlen.

Auch die Angewohnheit abends die Vorhänge und Rollläden zu schließen (am besten noch mit automatischer Zeiteinstellung), ist auch ein Zeichen erhöhtes Sicherheitsbedürfnis.

Ebenfalls gehört hier die Alarmanlage, Videoüberwachung, hohe Hecken, Gartenzäune und Sichtschutzpaneele dazu.

Die weitere Bedürfnisse sind:

Das Bedürfnis nach Erholung.

Gerade in unserer doch sehr herausfordernden Zeit ist der Raum für Rückzug und Erholung sicherlich für jeden von uns vorhanden.

Hierfür stehen die persönlichen Räume und Bereiche, z.B. das eigene (Arbeits-) Zimmer, das eigene Atelier, der Fitnessraum – eben alle Bereiche in die ich mich persönlich zurückziehen kann, um meine Akkus aufzutanken.

Wenn ich jedoch nicht mehr im aktiven Arbeitsleben bin, ist mein Bedürfnis nach Erholung eventuell nicht mehr so ausgeprägt, dann ist es mir vielleicht mehr nach Gesellschaft.

Das Bedürfnis nach Gemeinsamkeit

Wir sind soziale Wesen und brauchen den Austausch mit anderen.

Hierfür eignet sich auf alle Fälle ein schöner Essplatz als Mittelpunkt im Haus/in der Wohnung, an dem das gemeinsame Leben stattfinden kann. Also, wenn der Wunsch ein großer Essplatz ist, dann steht dieses Bedürfnis im Vordergrund.

Das Bedürfnis nach Selbstdarstellung

Die Wohnung wird oftmals als „dritte Haut“ bezeichnet und wie uns gute Kleidung ein gutes Gefühl gibt, so unterstützt uns unsere Wohnungsgestaltung ebenfalls darin, wie wir uns fühlen. Unsere Wohnung unterstreicht unsere Persönlichkeit, wie wir nach außen wahrgenommen werden wollen und wie wir von anderen wahrgenommen werden sollen.

Hierunter fallen oftmals Statussymbole, Klassikermöbelstücke etc. zur Repräsentation nach außen. Wenn ich jedoch für mich festgestellt habe, das brauche ich alles nicht zum glücklich sein, dann ist es vielleicht Zeit sich von solchen Dingen zu trennen.  

Bedürfnis nach Gestaltung der eignen Umwelt.

Viele verbringen die Samstage im Baumarkt, um sich Material für ihre Haus-Projekte zu holen. Um selbst Terrassen zu bauen, neue Farbe an die Wände zu bringen oder Möbel zu bauen…

Ein tief verwurzeltes Bedürfnis, sich seine Welt selbst zu gestalten.

Ein weiteres Bedürfnis ist die Ästhetik

Der Wunsch nach schönen Dingen ist ebenfalls tief in uns verwurzelt und wird nur leider von den „praktischen“ Empfehlungen letztendlich oftmals zu wenig beachtet. Wobei ja gerade die schönen Dinge unser Herz berühren. Und es gilt anzumerken, dass für jeden von uns etwas anderes schön sein kann!

Also darf auch der Wunsch nach schönen Dingen ein tiefes Bedürfnis von uns befriedigen. Das können schöne Materialien, Gegenstände, Farben, Tapeten, Bilder, Möbel sein, die für jeden von uns etwas Besonderes ausstrahlen.

Ist es dir jetzt klarer geworden, was der Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis ist? Ich denke ja!

Wenn ich in ein neues Planungsprojekt einsteige, frage ich meine Kunden:

Welche Stimmung soll in der neuen Wohnung sein?

Was brauchst du zum Entspannen?

Wie lebst du und wie kann dich deinen Wohnung darin unterstützen?

Was tut dir gut in deiner Umgebung?

und noch viele weitere Fragen…

Gerne darfst du mir auch deine Erfahrungen schreiben, die du mit deinen Wünschen und Bedürfnissen gemacht hast.

Und wenn du jetzt sagst, ich wünsche mir eine Wohnung, die nach deinen Bedürfnissen geplant werden soll – dann kann ich dir diesen Wunsch erfüllen. 😊

Herzliche Grüße

Jeanette